4. Klimadiskussion in Grötzingen

Am Donnerstag, den 15. Februar, fand im Niddasaal des Herbert-Schweizer-Hauses, Begegnungsstätte Grötzingen, die vierte Grötzinger Klimadiskussion statt mit dem Thema „Fortschritte und Baustellen der Klimapolitik – global, regional, kommunal“. Die Ortsvereine der SPD und der Grünen hatten dazu eingeladen.

Die ca. 60 Zuhörer konnten vier interessante, sehr unterschiedliche Impulsvorträge der Referenten hören.

Dr. Franz Baumann, Prof. Dr. Hartmut Schmeck, Paul Schilling, Bettina Lisbach

Zuerst erläuterte Dr. Franz Baumann, bis 2015 bei den Vereinten Nationen, Wissenschaftler, bis heute Mitglied bei Scientists for Future, dass nur noch Randgruppen die Klimakrise als nicht von menschengemacht ansehen, die die größte globale Herausforderung aller Zeiten sei. Er zeigte vier Verweigerungsstrategien auf, denen die Menschen unterliegen:

      1. Die Erderhitzung wird missinterpretiert und bagatellisiert.
      2. Die Klimakrise braucht eine rein technologische Lösung.
      3. Die Klimakrise ist nur ein Problem von vielen.
      4. Resignation.

Die globale Ungleichheit bei Kosten von Energie und Folgen der Krise erschwert das nötige Finden einer kollektiven Antwort, die für die Zukunft der menschlichen Zivilisation nötig ist.

Als nächstes sprach Prof. Dr. Hartmut Schmeck, emeritierter Professor am KIT und Direktor am Forschungszentrum Informatik.  Laut ihm sind die nötigen Ziele in der Gesetzgebung vorhanden, die Umsetzung fehlt. Bezugnehmend auf eine Aussage von Baumann (Deutschland ist für 1% des emittierten CO2 verantwortlich) wies er darauf hin, dass Deutschland Technologien exportiert, die auf der Verwendung von fossilen Energieträgern basiert. Würde Deutschland Technologien basierend auf erneuerbaren Energien exportieren, wäre sein Einfluss wesentlich größer als 1%.

Prof. Schmeck zeigte auf, dass das Betrachten der Gewinnung erneuerbarer Energien nur eine Seite der Problemlösung darstellt. Wichtig ist auch, den Verbrauch in den Blick zu nehmen. Sowohl was die Zeiten den Bedarf angeht (Wind- und Sonnenenergie sind nicht rund um die Uhr gleichermaßen verfügbar) als auch die Größe des Bedarfs.

Er sprach auch ein Thema an, dem alle Referenten zustimmen konnten: der medialen Berichterstattung. Selten würden sachliche Informationen verbreitet, es ginge mehr um Panikmache, um das Schüren von Unsicherheit und Angst. Stattdessen müsste man positive Beispiele publik machen, zeigen wie Alternativen funktionieren.

Als drittes sprach Paul Schilling. Er ist Student in Heidelberg, Klimaaktivist bei FFF und in der SPD. Sein Ansatz lautete: Wir wissen, dass wir etwas tun müssen. Wir wissen, was wir tun können. Wie bekommen wir die Leute dazu.

Es braucht einen gesellschaftlichen Aufbruch. Dass dieser nicht in der nötigen Stärke stattfindet, läge am Verhältnis von Klimaschutz und politischer Führung. 70% der Menschen würden sich zurücknehmen zum Wohle des Klimaschutzes, diese Menschen müssen koordiniert werden. Sie müssten Vertrauen haben, dass sich ihr Einsatz lohnt, es eine gerechte Lastenverteilung gibt. Die soziale Gerechtigkeit ist ein nötiger Grundstein.

Bettina Lisbach ist Bürgermeisterin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Karlsruhe. Sie berichtete, wie weit die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes in Karlsruhe vorangekommen ist und welche Maßnahmen zurzeit in Umsetzung sind. 2020 hat der Karlsruher Gemeinderat das Klimaschutzkonzept 2030 beschlossen. Das Konzept umfasst einen Katalog mit 75 Klimaschutzmaßnahmen. Es zeigt auf, was in den nächsten Jahren getan werden muss, um auf den Zielpfad der Klimaneutralität bis 2040 zu gelangen. Die Handlungsfelder reichen von einer klimaneutralen Strom- und Wärmeversorgung über eine emissionsfreie Mobilität bis hin zu Klimaschutz in der Stadtverwaltung und im Privathaushalt.

Nach all dieser vielfältigen Information konnten aus dem Publikum Fragen gestellt werden und mit den Referenten diskutiert werden. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit konnten nur wenige Themen angerissen werden.

Besonders die Themengebiete Mobilität und Kommunikation lagen den Zuhörern am Herzen.

Mobilität: Wieso wird so lange über einen Parkplatz diskutiert, wenn das Thema doch global von Bedeutung ist?

Für Baumann ist das eine typisch deutsche Frage. Er stimmte zu: „Langsam gewinnen ist so viel wie verlieren.“ Man müsse die Wichtigkeit des Themas betonen und die Kommunikation dazu müsse eindeutig sein. Lisbach wies darauf hin, dass es in einer Demokratie widerstreitende Kräfte gibt, die Realität sei Auseinandersetzung miteinander. Jeder müsse gehört werden.

Kommunikation: Wie sollte man die Klimakrise kommunizieren, wie nimmt man die Menschen mit?

Baumann will den Menschen reinen Wein einschenken und die tatsächliche Größe des Problems darstellen. Laut Schilling sagen viele Menschen pauschal, dass die Klimakrise ein großes Problem ist. Auf Nachfragen würden dann andere Themen in den Vordergrund gerückt. Es brauche ein tiefes Verständnis der Situation. Außerdem verwalte man in ein politisches Erbe, das klar den fossilen Energien den Vorzug gibt. Dort sozusagen eine Rebellion, einen Knickpunkt in einem demokratischen System zu schaffen, das sei die große Aufgabe.

Von einem Zuhörer wurde gefordert, dass man mehr mit Bildern und weniger mit Fakten arbeiten sollte. Bilder, vor allem positive, seien wesentlich eingängiger als Fakten. Damit könne man mehr Menschen besser mitnehmen.

Dem stimmte Schmeck zu. Bilder seien wichtig. Positive Bilder müssten verbreitet werden.

Die Veranstaltung hätte gerne noch weiter gehen können. Zuhörer wie Referenten waren nicht müde miteinander zu diskutieren. Doch nach mehr als zwei Stunden muss auch einmal ein Schlussstrich gezogen werden.